National Bird

National Bird“ zeichnet ein kontroverses Bild des modernen Kriegsführens durch Drohnen. Sonia Kennebeck nimmt den Zuschauer mit auf eine dokumentarische Erkundung. Sie fokussiert sich dabei auf drei ehemalige US-Militärangehörige. Diese Veteranen berichten von ihren Erfahrungen. Ihre Geschichten werfen ein Schlaglicht auf die psychologischen und moralischen Konflikte. Sie beleuchten die Komplexität der Drohnenkriegsführung aus einer menschlichen Perspektive. Die Regisseurin verwebt persönliche Zeugnisse mit politischen und ethischen Fragestellungen. So schafft sie ein vielschichtiges Porträt des Drohnenkrieges.

National Bird
Dauer: 92 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Sonia Kennebeck
Produzenten: Ines Hofmann Kanna
Hauptdarsteller: Heather Linebaugh, Daniel Hale, Lisa Ling
Nebendarsteller: Jesselyn Radack, Asma Nazihi Eschen, Stanley McChrystal
Studio: Ten Forward Films
Sprachen: Deutsch, English

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Die Erzählungen der Protagonisten Lisa, Daniel und Heather bringen dem Betrachter nahe, welche weitreichenden Folgen der Einsatz von Drohnen hat. Sie skizzieren ein Bild, das sowohl die Präzision als auch die Unpersönlichkeit der Kriegsführung unterstreicht. Durch ihre Augen sehen wir die Schattenseiten der technologischen Fortschritte im Militärwesen. Der Film regt dazu an, über die Grenzen der Kriegsführung und die Verantwortung der Beteiligten nachzudenken.

Besetzung, Regie und Drehorte

Im Jahr 2016 brachte die Regisseurin Sonia Kennebeck den Dokumentarfilm „National Bird“ heraus. Produziert wurde der Film von Ines Hofmann Kanna und Sonia Kennebeck selbst. Torsten Lapp führte die Kamera, während Insa Rudolph die musikalische Untermalung beisteuerte. Maxine Goedicke war für den Schnitt verantwortlich.

Die Hauptfiguren des Films, ehemalige Geheimnisträger, teilen ihre Erfahrungen mit Drohneneinsätzen. Ihre Aussagen wurden vorab juristisch geprüft, um Risiken einer Anklage zu vermeiden. Diese Vorsichtsmaßnahme diente dem Schutz vor dem Espionage Act von 1917. Obwohl „National Bird“ für drei Filmpreise nominiert wurde, konnte er keinen gewinnen. Er war unter anderem für den „Amnesty International Film Prize“ des Berlin International Film Festivals 2016 nominiert. Trotzdem erhielt der Film von der Deutschen Film- und Medienbewertung das Prädikat besonders wertvoll.

Handlung & Inhalt vom Film „National Bird“

„National Bird“ folgt drei US-Militärveteranen auf ihrem schwierigen Weg vom Einsatz zu Whistleblowern. Lisa, Daniel und Heather erlebten in ihren Rollen bei Drohnenschlägen eine tiefgreifende Gewissenskrise. Während Lisa Tausende „Ziele“ identifizierte, kämpfte Heather als Datenanalystin mit den Folgen ihres indirekten Beitrags zu Kampfeinsätzen. Daniel, einst bei der NSA, sieht sich nun mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Ihre Geschichten entfalten sich vor dem Hintergrund einer kritischen Auseinandersetzung mit der Drohnenkriegführung.

Daniel zieht als Antwort auf seine Erfahrungen die Konsequenzen und engagiert sich in der Antikriegsbewegung. Sein Aktivismus zieht allerdings das FBI auf ihn, und während des Drehs durchsuchen sie sein Zuhause. Er steht unter Spionageverdacht, obwohl noch kein Prozess begonnen hat. Sein Schicksal unterstreicht das Risiko, das Whistleblower eingehen. Der Film verdeutlicht so die persönlichen Kosten des Mutes zur Wahrheit.

Die komplexe Thematik des Krieges

Lisa wiederum konfrontiert uns mit der schockierenden Realität der Zahlen. Sie zeigt auf, wie ihre Arbeit zur Identifizierung von „Zielen“ beitrug und fordert das Publikum auf, über die Konsequenzen solcher Handlungen nachzudenken. Ihre Reflexionen werfen ein grelles Licht auf die Entmenschlichung, die in der modernen Kriegsführung allgegenwärtig zu sein scheint. Diese Momente im Film fordern die Zuschauer heraus, über die moralischen Grenzen der Technologie nachzudenken.

Heathers Geschichte gibt dem Leiden ein Gesicht, das durch die indirekte Beteiligung an der Kriegsführung entsteht. Trotz ihrer Verdienste findet sie kaum Unterstützung, um mit ihrer posttraumatischen Belastungsstörung umzugehen. Der Film betont durch ihre Erfahrungen die Notwendigkeit, den psychologischen Auswirkungen des Krieges mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Heather steht symbolisch für viele, die im Verborgenen leiden.

Der Film nimmt die Zuschauer mit nach Afghanistan, zu den Überlebenden eines Drohnenangriffs. Diese Perspektivwechsel bietet einen direkten Einblick in die Auswirkungen der US-Drohnenpolitik. Durch die Gegenüberstellung von Obamas Reden und dem realen Leid der Betroffenen entlarvt der Film die Diskrepanz zwischen politischer Rhetorik und der Wirklichkeit.

Fazit & Kritiken zum Film „National Bird“

National Bird“ wirft einen schonungslosen Blick auf die komplexen Auswirkungen des Drohnenkriegs, sowohl auf die Bediener als auch auf unschuldige Zivilisten. General Stanley McChrystal spricht über die trügerische Sicherheit und Verführungskraft, die diese Technologie bietet. Von einem Kontrollraum aus kann man Einsätze verfolgen, als säße man im Kinosaal. Diese Distanzierung von der Realität des Krieges führt jedoch zu einer Entmenschlichung der Kriegsführung und zu einer gefährlichen Selbsttäuschung über die eigene Allwissenheit und Unfehlbarkeit.

Heather, Lisa und Daniel, die ehemaligen Militärangehörigen, teilen ihre persönlichen Geschichten und zeichnen ein Bild der inneren Zerrissenheit. Sie mussten lernen, mit den Folgen ihrer Handlungen zu leben, die von psychischen Traumata bis hin zu rechtlichen Bedrohungen reichen. Ihre Erfahrungen hinterfragen die Politik der „sauberen“ Kriege und decken die Illusion auf, dass technologische Fortschritte das Leid im Krieg minimieren können. Besonders betroffen macht Heathers Kampf um Anerkennung ihrer posttraumatischen Belastungsstörung, die zeigt, wie tief die Narben gehen, die dieser Krieg hinterlässt.

Die Reise nach Afghanistan, zu den Überlebenden eines fehlgeleiteten Drohnenangriffs, öffnet die Augen für die andere Seite der Medaille. Die Begegnungen mit den Opfern und die Darstellung ihres täglichen Lebens unter ständiger Beobachtung machen deutlich, dass hinter jeder Zahl ein menschliches Schicksal steht. Der Film endet mit einem bittersüßen Ausblick: Während Heathers Diagnose anerkannt wird und Lisa durch humanitäres Engagement versucht, ihre Schuldgefühle zu bewältigen, bleibt Daniels Schicksal ungewiss. „National Bird“ ist eine eindringliche Aufforderung, die ethischen Grundlagen unserer Kriegsführung zu überdenken.

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